Wie aus dem „Snap“ die „Story“, der „Status“ und „Mein Tag“ wurde
Ein Artikel von Saskia Schneider, Werkstudentin bei DYMATRIX
Es hätte so schön sein können in der Welt von Snapchat: Stetig steigende Nutzerzahlen und ein junges Publikum waren das Markenzeichen der App mit den „sich-selbst-zerstörenden“ Bildern – bis es zur Invasion von Facebook kam.
Wie alles begann
Im September 2011 wurde das Unternehmen Snap Inc., hinter dem die App Snapchat heute steht, gegründet. Nach einigen technischen Anpassungen fand die Anwendung besonders im jungen Publikum seinen Platz. Mit lustigen, teils saisonalen Filtern und der Möglichkeit der Bearbeitung der Bilder und Videos hat Snapchat ein komplett neues Nutzererlebnis kreiert.
Die drei Kernfunktionen: So funktioniert Snapchat
1. Chat: In dieser Funktion können, wie in einem Messenger, Bilder oder Nachrichten verschickt werden. Jedoch kann der Empfänger diese nur maximal 10 Sekunden anschauen und das auch nur einmal wiederholen. Bei Wiederholungen oder Screenshots bekommt der Sender eine Benachrichtigung über das Tun des Empfängers. Zudem kann der Sender beim Versenden einer Nachricht mehrere Empfänger auswählen – diese Funktion der App nutzen die Jugendlichen primär.
2. Snapchat Story: Die zweite Funktion von Snapchat ist die sogenannte Story. Hier können Nutzer ihre Inhalte für 24 Stunden posten. Die geposteten Bilder und Videos können von allen Snapchat-Kontakten angesehen werden. Der Sender sieht, in welcher Reihenfolge die Empfänger die Fotos bestaunt haben. Diese Funktion haben insbesondere Blogger für sich entdeckt – sie berichten jetzt nicht mehr zeitlich verzögert, sondern direkt – quasi live – von ihrem Leben
3. Discover: Die am seltensten genutzte Funktion der App: Im Bereich Discover werden den Nutzern Snapchat Kanäle von Unternehmen oder Newsanbietern vorgeschlagen – hier spiegelt sich die größte Einnahmequelle von Snap Inc. wieder. Unternehmen können mit den Usern in Kontakt treten und individuelle Werbung ausspielen.
Als Erweiterung dieser App bietet Snap Inc. seit September 2016 auch die Snap Spectacles an – Sonnenbrillen mit integrierter Kamera, die als Hardware-Erweiterung der App dienen. Nutzer können mit der Spectacles ihre Umgebung filmen und aus der eigenen Perspektive heraus direkt posten.
Adaption auf Instagram
Der Erfolg von Snapchat machte auch die Facebook Entwickler aufmerksam; Sie adaptierten die zweite Funktion, die Story, in die Fotografie-App Instagram. Im Herbst 2016 ploppte für die Nutzer plötzlich am oberen Rand der Startseite die neue Funktion auf, die ebenfalls mit Filtern und Bearbeitungsmöglichkeiten versehen, der Funktion von Snapchat zum Verwechseln ähnelt.
Auch hier wird dem Instagram Story-User angezeigt, welche Follower die Story angesehen hat. Marketingagenturen sahen hier den großen Vorteil: Statt die Nutzer auf die Snapchat Plattform zu holen konnten die bereits über 500 Millionen Instagram-User direkt mit den neuen Storys angespielt werden. Doch eine einfache Kopie war nicht genug: Der steigende Erfolg der Instagram Story sollte auch auf weitere Tochterunternehmen von Facebook übersteigen.
Zweite Adaption in WhatsApp
Im Februar dieses Jahres zog auch WhatsApp nach: als Status getarnt, hat die neue Funktion der Messenger-App die gleichen Kennzeichen wie bei den Vorgängern bei Snapchat oder Instagram. Für 24 Stunden werden Fotos, die direkt in der App bearbeitet werden können, den Freunden angezeigt. Wer sich die Fotos angesehen hat, wird, wie auch bei Snapchat und Instagram in einer chronologischen Liste verzeichnet.
Dritte und letzte? Adaption in Facebook
Wenn jetzt die beliebtesten Social Media Plattformen der Facebook die Funktion haben, dann muss die Mutter der Social Media-Kanäle selbst nachziehen, dachten sich wohl Marc Zuckerberg und sein Team. Im März launchte Facebook die Funktion „Mein Tag“ und Sie werden es ahnen: die Funktion unterscheidet sich nur in der Reichweite von den anderen Apps, schließlich haben der Großteil der Nutzer deutlich mehr Facebook-Freunde als Kontakte bei WhatsApp, Abonnenten bei Instagram oder Snapchat-Kontakte.
Wo wird die Reise hingehen
Wo diese Entwicklung vom direkten, quasi live geschalteten Posts hingehen wird und ob Snapchat gegen den Facebook-Riesen bestehen kann, wird sich sicherlich in den nächsten Monaten herauskristallisieren.